Oder warum man viel öfter zuerst einmal abwarten und Tee trinken sollte ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ 
                                                           
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Sehr geehrte Damen und Herren!

Trading-Apps, Meme-Stocks, Kryptoassets - blickt man auf die mediale Berichterstattung der jüngeren Vergangenheit, so schien in den Jahren 2020 und 2021 eine regelrechte Goldgräberstimmung an der Börse zu herrschen. Groß war die Aufregung bei hohen Wertsteigerungen, die auf Social Media und in Internetforen die Runde machten. Meist gehen derartige Handelsstrategien mit einem hohen Stresspegel einher, der ihren Besitzerinnen und Besitzern regelmäßig den Schlaf raubt. Zu groß scheint die Gefahr, jeden auch noch so kleinen "Geheimtipp" im Internet bzw. am Smartphone zu verpassen. Ein Teufelskreis, dessen Wurzeln tief in die menschliche Evolution zurückreichen.
 
 
Hinter diesem Verhalten stehen das (menschliche) Bedürfnis nach Abwechslung und Nervenkitzel und die allgemeine Tendenz zur Aktivität anstatt zur Inaktivität. Sie ist uns letztlich auch anerzogen: "Sitz nicht herum, tu doch irgendwas" und "Mach was aus deinem Leben" haben viele von uns schon als Kind gehört.
Man nennt dieses Phänomen "Action Bias", zu Deutsch "Handlungsneigung". Sie bezeichnet den Drang, auch dann aktiv zu handeln, wenn das Handeln voraussichtlich nutzlos, möglicherweise sogar schädlich ist.

Der israelische Verhaltensforscher Michael Bar-Eli hat Elfmetersituationen im Fußball ausgewertet. Die Schützen schießen statistisch etwa gleich verteilt nach links, rechts und in die Mitte, während die Torhüter nur selten in der Mitte stehen bleiben, sondern sich fast immer in die rechte oder linke Ecke werfen. Sie tun das, obwohl ihre Chancen, den Ball abzuwehren, dort ebenso gut oder schlecht sind wie dann, wenn sie in der Mitte stehen blieben. Der Grund ist auch hier die menschliche Neigung, bevorzugt aktiv in ein Geschehen einzugreifen, als es passiv vom Seitenrand aus zu verfolgen. Dadurch sinkt aber letztlich die Erfolgswahrscheinlichkeit (Quelle).
 
 
 
Bei jüngeren Menschen ist der Drang, unvorhersehbare Situationen unter Kontrolle zu bringen, deutlich stärker ausgeprägt als bei älteren. Der "Smartphone-Effekt" verstärkt diesen Impuls zusätzlich. Der Ursprung der menschlichen Neigung zum Handeln wird in frühmenschlichen Verhaltensweisen vermutet, in der es in Bedrohungssituationen vor allem auf die Schnelligkeit der Reaktion ankam. Sobald der Säbelzahntiger auftauchte, hieß es Beine in die Hand nehmen. In der Gegenwart sind überlegte, also zwangsläufig langsamere Reaktionen - oder gar keine Reaktionen - oft erfolgreicher. Leider spielt unser Hirn auch heute noch das Säbelzahntigerprogramm ab und schaltet auf Fluchtreflex, wenn etwa die Kurse an der Börse nach Süden abtauchen.
 
 
Was kann man für die eigenen Veranlagungen daraus lernen?
Blenden Sie das mediale Grundrauschen möglichst aus und halten Sie an Ihren Zielen und Ihrer Anlagestrategie fest. Nutzen Sie automatische Ansparmodelle (Spardauerauftrag), um Gier und Angst unter Kontrolle zu halten und die Marktschwankungen aktiv für sich zu nützen (Cost-Average-Effekt). Sagen Sie "Nein" zum unüberlegten Handeln, auch wenn Tagespresse, Börsenbriefe und Social Media laut "Ja" rufen. Aktives Handeln zu unterdrücken fordert Erfahrung, Geduld und eine tiefe Überzeugung von der eigenen Strategie. Der Lohn dieser Mühe lässt sich irgendwann nicht nur auf Ihrem Depotauszug ablesen, sondern auch an Ihrer Gelassenheit, Ruhe und Zufriedenheit. Und auf dem Weg dorthin sind einstige Anfänger zu erfahrenen und charakterstarken Anleger gereift.
 
Den Interessen eines Unternehmens wird mit folgendem Aphorismus gedient: Steh nicht bloß da. Tu etwas! Den Interessen eines Anlegers dient ein diametral entgegengesetzter Ansatz: Tu nichts, steh einfach da!
Jack Bogle, Gründer von Vanguard, rät zum Nichtstun bzw. "Kaufen und Liegenlassen" an der Börse. Gerade in turbulenten Zeiten ist das ein wertvoller Ratschlag.
 
 
 
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